Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Brackenheim eine kleine Schar von Musikern, die sich zu einer Stadtkapelle zusammenschlossen. Ihr musikalischer Leiter war der bei der Stadt im Angestelltenverhältnis stehende Musikdirektor Scherzler. Die Aufgaben des Stadtmusikdirektors umfassten neben der Dirigententätigkeit auch die kostenfreie Unterrichtung der Brackenheimer Bürgersöhne im - so wörtlich - "Flötenspiel".
Die erste Stadtkapelle in Brackenheim bestand aus folgenden Musikern:
- Wilhelm Schmid
- Fritz Schmid
- Johann Schelling
- Karl Kayser
- Fritz Schober
Musikdirektor Scherzler verstand es in seiner 35-jährigen Dirigententätigkeit aus dieser kleinen Schar von Musikern ein überaus erfolgreiches Orchester zu formen. Die Stadtkapelle hatte einen ausgezeichneten Ruf in Brackenheim.
Nach Scherzlers Tod im Jahre 1887 wurde die Stadtkapelle von Musiklehrer Theiß und Musikdirektor Schley gemeinsam betreut. Letzterer war bis zum Jahr 1897 im Amt.
Die Stadt verpflichtete daraufhin den aus Göppingen stammenden Musiklehrer Ferdinand Körner als neuen Dirigenten. In den Jahren 1897 bis 1914 übernahm die Stadtkapelle den musikalischen Part bei allen Sänger- und Turnfesten im Zabergäu.
In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg bekam die Stadtkapelle starken Zuwachs an jungen Musikern. Auf Beschluss des Stadtrates wurde die Stadtkapelle im Jahr 1926 in die "Städtische Feuerwehrkapelle" umbenannt. Verantwortlicher Betreuer der Kapelle war von da an der jeweilige Feuerwehrkommandant. Musikalischer Leiter war jedoch weiterhin der mittlerweile zum Musikdirektor ernannte Ferdinand Körner. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs entwickelte sich die Feuerwehrkapelle zu einem für damalige Verhältnisse stattlichem Orchester mit 14 Musikern.
Von den Wirren des Krieges blieb auch die "Städtische Feuerwehrkapelle" nicht verschont. Während der Zeit des 2. Weltkriegs starben Musikdirektor Körner und zwei seiner Musiker; vier Musiker sind im Krieg gefallen bzw. wurden vermisst. Ein Großteil der Orchestermitglieder musste in die Kriegsgefangenschaft.
Als die ersten Musiker im Jahr 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden entschloss man sich aus dem verbleibenden Rest und jungen, musikbegeisterten Kräften eine neue Kapelle zu gründen. Diese nannte sich nunmehr wieder "Stadtkapelle Brackenheim". Die Musiker dieser Kapelle waren:
- Karl Haug
- Adolf Wunderlich
- Friedrich Schmid
- Karl Kohler
- Fritz Häußermann
- Helmut Gries
- Albert Schäfer
- Friedrich Kohler
- Walter Winkler
- Karl Wartmann
- Georg Bölt
- Heinz Hack
- Hermann Effenberger
- Franz Wirkner
Der Dirigent war Walter Reinl und Vorstand wurde der Brackenheimer Bäckermeister Erwin Friedmann.
Das erste Konzert der noch jungen Kapelle, Weihnachten 1946, war den Berichten nach ein voller Erfolg. Die Brackenheimer Bevölkerung schöpfte wieder Hoffnung und war stolz auf ihre
wiedererstandene Stadtkapelle.
Den Ausschlag zur Gründung eines Musikvereins gab schließlich die Überzeugung der Aktiven, dass eine Musikkapelle ohne den Rückhalt passiver Mitglieder langfristig kaum bestehen kann.
Am 19. November 1949 war es daher soweit - der Musikverein Brackenheim e. V. wurde gegründet; eine richtungsweisende Entscheidung. Der erste Dirigent des Musikvereins wurde Karl Kohler und zum Vorsitzenden wurde Erwin Friedmann gewählt.
In den folgenden Jahren wurde der Musikverein, nicht zuletzt durch die Unterstützung vieler nach Brackenheim hinzugezogener Vertriebener aus dem Egerland, Südmähren und Ungarn außerordentlich populär. Schon früh erkannte man die existentielle Bedeutung der Jugendarbeit für den Verein. Im Jahre 1954 wurde daher verstärkt mit der musikalischen Ausbildung von interessierten Jugendlichen begonnen, was dazu führte, dass bereits Ende der 50er Jahre das Aktive Orchester aus über 80 Musikerinnen und Musiker bestand. Einen wesentlichen Anteil an diesem beispiellosen Erfolg in der Vereinsgeschichte hatte der Dirigent Karl Kohler. Seit dieser Zeit nimmt der Musikverein mit sehr gutem Erfolg regelmäßig am Wertungsspiel des Kreisverbands teil.
Die 60er Jahre begannen zunächst mit einem tragischen Zwischenfall. Der neu gewählte Vorsitzende des Musikvereins Karl Matheis wurde während der Ausübung seines Berufs als Gerichtsvollzieher heimtückisch ermordet. Sein Nachfolger wurde der bisherige stellvertretende Vorsitzende Georg Bölt. Ab 1964 wurde das Aktive Orchester von dem Gründungsmitglied und Dirigenten Franz Wirkner geleitet, der diese Aufgabe von Gerhard Schiedel übernommen hatte. Während dieser Zeit begann man auch wieder mit dem Aufbau einer neuen Jugendkapelle unter dem damaligen Jugendleiter Jörg Sauselen.
Der Anfang der 70er Jahre ist insbesondere gekennzeichnet durch die vielen regionalen und überregionalen
Veranstaltungen an denen der Musikverein Brackenheim mitgewirkt hat. Besonders beliebt war das mehrere Tage andauernde Musikfest im Wiesental, bei dem auch hin und wieder die Stars und
Sternchen aus Film und Fernsehen mitwirkten.
Eugen Schilling, der Vater des jetzigen Vorstands, übernahm das Amt des Vorsitzenden von Georg Bölt im Jahre 1976. Nachfolger des Dirigenten Franz Wirkner, der sich auch zunehmend im
Kreisverband engagierte, wurde zunächst Josef Haas und anschließend Anton Schmid, seines Zeichens Profimusiker und jahrelanges Mitglied der Egerländer Musikanten unter der Leitung von
Ernst Mosch.
Im Jahr 1978 entschloss sich die Vereinsleitung den erfahrenen Dirigenten Herbert Baur aus Bad Friedrichshall zu verpflichten. Schwerpunkt seiner Arbeit war neben dem Aktiven Orchester die Jugendausbildung im Verein. Dank seines selbstlosen Einsatzes in der Jugendarbeit konnten viele talentierte Jungmusiker ihre Fähigkeiten erheblich weiterentwickeln. Eine Leistung, von der der Musikverein Brackenheim bis heute zehrt.
In der Vereinsleitung stand 1979 der nächste große Wechsel an. Nachfolger von Eugen Schilling wurde der aktive Musiker und langjähriges Mitglied der Theatergruppe Michael Klotz. Gemeinsam mit Anton Eberhardt, dem stellvertretenden Vorsitzenden, sollte er die Geschicke des Vereins für die nächsten 19 Jahre bestimmen.
Als die Stadt Brackenheim Ende der 70er Jahre begann mit unser jetzigen Partnerstadt Charnay les Macon (Frankreich) freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, war der Musikverein mit von der Partie. Zusammen mit dem Partnerschaftsverein in Brackenheim besucht der Musikverein seitdem jedes Jahr im Frühjahr die Freunde in Charnay. Im Laufe der Jahre sind dadurch sehr enge Freundschaften entstanden, die keiner mehr missen möchte.
Die in den 80er Jahren zunehmend medienorientierte Gesellschaft bekam auch der Musikverein Brackenheim zu spüren. Es kam immer häufiger vor, dass Veranstaltungen des Musikvereins schlechter besucht wurden. Das Interesse der Brackenheimer Bevölkerung am traditionellen Rosenmontagsball flaute zusehends ab. Die Konsequenz daraus war klar - kein Musikfest und kein Rosenmontagsball mehr. Da war es finanziell ein Glücksfall, dass sich das Straßenfest in Brackenheim seit seinen Anfängen zu einer berechenbaren Einnahmequelle für den Verein entwickelte.
Für die musikalische Weiterentwicklung des Orchesters sollte das Jahr 1989 entscheidend werden. In diesem Jahr übernahm Herr Günter Kraft aus Gemmrigheim das Dirigentenamt von Gerhard Schiedel, der diese Tätigkeit seit dem Weggang von Herbert Baur im Jahre 1987 übergangsweise innehatte. Dirigent Herr Kraft verstand es die einzelnen Stärken seiner Musiker geschickt für das gesamte Orchester zu nutzen. Unter seiner Stabführung entwickelte sich das Aktive Orchester zu einem homogenen Klangkörper mit zeitweise über 40 Musikern. Zu seiner Verabschiedung im Jahr 1998 wurde ihm vom Verein zum Dank für seine geleistete Arbeit die Ehrendirigenten würde verliehen.
Sein Nachfolger wurde Herr Martin Moser. Mit Ihm konnte der Musikverein Brackenheim einen jungen, engagierten Dirigenten für sich gewinnen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Das Aktive Orchester konnte im Juni 1999 bei der Teilnahme zum Wertungsspiel in Lauffen in der Mittelstufe die Note sehr gut - gut erringen.
Michael Klotz, der langjährige Vorstand des Musikvereins Brackenheim übergab im April 1998 sein Amt an Herrn
Günther Schilling. Damit ging eine in der Vereinsgeschichte einzigartige Ära zu Ende. Zum Dank für seine Tätigkeit wurden ihm von der Stadt Brackenheim und dem Land Baden-Württemberg
zahlreiche Auszeichnungen verliehen.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums im Jahre 1999 hat sich die Vorstandschaft entschlossen die alte Tradition des mehrtägigen Musikfestes wieder aufleben zu lassen. Zusammen mit der
Fußballabteilung des VFL Brackenheims wurde ein Musikfest 2000 organisiert, welches die Stadt seit langer Zeit nicht mehr erlebt hat.